Polyrhachis dives
Nun geht es weiter mit unechten Weberameisen: Polyrhachis dives aus Asien/Australien. Diese beeindruckende Kolonie habe ich von einem anderen Halter übernommen, da er sich nicht mehr um sie kümmern konnte. ↪Bisheriger Haltungsbericht Wir holten die Kolonie im Mai 2017 aus Bonn. Sie umfasst eine unbekannte Anzahl an Königinnen, ca. 2.000 Arbeiterinnen und viele Geschlechtstiere.
Hier nun ein paar Daten zu dieser Art:
Verbreitung: | Indonesien bis Nordaustralien |
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Habitat: | Sonnenexponierte Freiflächen |
Kolonieform: | Polygyn |
Königin: | Größe: 10-12mm • Farbe: Schwarz, Gaster gold glänzend |
Arbeiterin: | Größe: 6-8mm • Farbe: Schwarz, Gaster gold glänzend |
Soldaten: | Nicht vorhanden |
Männchen | Größe: 7-8mm • Farbe: Schwarz |
Nahrung: | Honig, Zuckerwasser, Invertzucker, Früchte, Insekten, Fleisch |
Luftfeuchtigkeit: | Arena: 50-70% • Nest: 60-80% |
Temperatur: | Arena: 24-30°C • Nest: 26-28°C |
Winterruhe: | Nein |
Nestform: | Große Gespinstnester an Felswänden, Baumstämmen oder in Gebüschen, in denen sie Pflanzenfasern einweben |
Gründung: | Nicht geklärt, verschiedene Angaben |
Koloniegröße: | Verschiedene Angaben, 1.000-2.300 oder 500.000-1.000.000 |
Bekommen habe ich die Kolonie natürlich mit ihrem Gespinstnest. Dieses befindet sich in einer Korkröhre, welche in einem 30x30x60cm Becken steht.
An diesem Becken habe ich die Heizmatte entfernt (Noch auf dem Bild zu sehen.), da ich sie dazu bringen möchte in ein neues Nestbecken zu ziehen.
Als Bodengrund dient eine dünne Schicht Terrarienerde von Megazoo.
Das neue Nestbecken misst ebenfalls 30x30x60cm.
Als neue Nistgelegenheit soll wieder eine Korkröhre genutzt werden. Diese habe ich auf der Terrarienbörse in Hannover gekauft.
Als Baumaterial dient Kleintierstreu, welches ich im Becken verteilt habe. Um sie zum Einziehen zu bewegen ist derzeit eine 7W Heizmatte unter dem Becken und eine 48W Heizmatte an der hinteren Scheibe (Noch nicht auf dem Bild zu sehen.).
Als Arena, bzw. Futterbecken, dient ein 25x15x15cm Becken. Eigentlich ist es eine Combiarena, aber funktioniert ja genauso gut.
Hier biete ich immer Wasser, Invertzucker und Proteine an.
Das ganze ist erstmal temporär. Sind sie aus dem alten Nestbecken ausgezogen werde ich dies komplett säubern und erst bei Bedarf wieder anbieten. Ist der Umzug vollbracht bekommen sie auch einen größeren Auslauf, bzw. Futterbecken und einen besseren Standort.
Ein wohl noch ungeklärtes Phänomen kann man bei dieser Kolonie oft beobachten.
Immer wieder sieht man wie sich einige Arbeiterinnen um eine weitere Arbeiterin versammeln und diese dann gemeinschaftlich töten.
Dann gibt es ein weiteres Phänomen.
Eigentlich sind Polyrhachis dives ja polygyn und sollten deshalb neue Gynen adoptieren.
Jeden Tag kann man die Geschlechtstiere bei der Inzucht beobachten. Anschließend verschwinden die Jungköniginnen (mit ihren Flügeln) recht schnell in das Nest. Nach einiger Zeit (30-120 Minuten) sieht man wie sie von einigen Arbeiterinnen (ohne ihre Flügel) aus dem Nest gezerrt werden. Greift man hier nicht ein und nimmt sie heraus, werden sie getötet.
Nun starte ich ein Experiment. Es scheint nicht eindeutig zu sein wie die Gynen dieser Art gründen. Ich probiere nun mit der Zeit verschiedene Möglichkeiten aus.
Für den Anfang teste ich es an acht Gynen.
Jede hat ihr eigenes Reagenzglasnest.
Zwei Gynen bekommen außer dem Wassertank nichts (Nr. 1+2).
Zwei Gynen bekommen zusätzlich Invertzucker (Nr. 3+4).
Zwei Gynen bekommen zusätzlich Invertzucker und Proteine (Nr. 5+6).
Zwei Gynen bekommen zusätzlich Invertzucker, Proteine und je zwei große Larven (Nr. 7+8).
Mal sehen ob überhaupt irgendwas passiert.
UPDATE 1 • Mai 2017
Das neue Nest macht Fortschritte.
Glücklicher Weise errichten sie es ganau dort wo es hin soll: In der neuen Korkröhre. Auf dem Bild sieht man nur etwa 20% des Kunstwerkes, da sich der Großteil weiter innen befindet.
Nahrung nehmen sie ohne Ende an.
Wasser und Invertzucker muss ich oft nachfüllen. Bisher habe ich an Proteinen nur Schokoschaben und Zophobas ausprobiert. Beides wird wunderbar angenommen.
UPDATE 2 • Mai 2017
Das neue Nest macht weiterhin Fortschritte.
Ehrlich gesagt geht das sogar schneller als ich dachte. Den ganzen Tag sind Arbeiterinnen mit Weben beschäftigt. Es ist in etwa die Hälfte des Volumens der Korkröhre verwebt. Bevorzugt weben sie auf der Seite die zur Heizmatte zeigt.
Seit zwei Tagen sind sie dauerhaft damit beschäftigt Brut, Arbeiterinnen und Geschlechtstiere in das neue Nest zu tragen. Im Schnitt wird alle 10 Sekunden etwas rübergebracht. Natürlich weiß ich nicht ob nachts die Rate sinkt.
Nun zu meinem Gründungsexperiment.
Bei den acht Gynen die ich beim letzten Update erwähnte hat sich bisher nichts getan. Jedoch waren ein paar andere Gynen die für spätere Experimente zur Seite gelegt habe recht fleißig.
Eine einzelne Gyne hat ein Ei gelegt und die beiden Gynen vom Bild haben acht Eier gelegt. Ich bin mal gespannt ob sie sich tatsächlich bis zu Arbeiterinnen entwickeln.
Es wurde sich ein Video von der Kopulation der Geschlechtstiere gewünscht.
Und bitte, hier ist es.
UPDATE 3 • Mai 2017
Neues vom Gründungsexperiment.
Dies habe ich nun beendet, da auch Gynen anfingen Eier zu legen die ich für spätere Experimente zur Seite gelegt habe. Derzeit habe ich drei Reagenzgläser mit Eier. Eines aus dem Experiment und zwei von den zur Seite gelegten.
Ergebnis vom Experiment:
Nr. 1,3,4,6,7,8: Keine Eier
Nr. 2: Tot
Nr. 5: Eier
Mittlerweile wurde das neue Nest nicht mehr weitergebaut. Es wird wohl eine ausreichende Größe haben.
Da am alten Nest nun weniger los war habe ich mich entschlossen das alte Nestbecken vom System zu trennen und das alte Nest zu öffnen. Bis auf einzelne Arbeiterinnen waren die äußeren zwei Drittel des Nestes bereits verlassen. Als ich jedoch das letzte Drittel, den Nestkern, öffnete fand ich eine Menge Leben: 400 Arbeiterinnen, 200 Eier, 300 kleine Larven, 200 Männchen, 50 Jungköniginnen und 40 Gynen (Schätzwerte). Diese verfrachtete ich dann in das neue Nestbecken.
Da die Aktion etwas länger dauerte wurde es bereits 22 Uhr. Um diese Zeit schaltet sich die Beleuchtung meiner Oecophylla smaragdina ab und im Zimmer herrscht dann Dämmerlicht. Für die Polyrhachis dives wohl das Signal zum Schwarmflug. Man muss wissen dass ich Nester welche ich auseinandernehme immer in eine Glasschale mit Ölrand lege. Innerhalb von Sekunden füllte sich die Schale mit Arbeiterinnen um den Abflugbereich zu schützen. Nur Sekunden später kamen massig Geschlechtstiere aus dem Nest und verteilten sich im Raum. Diese durfte ich dann schön wieder einsammeln.
Das Futterbecken habe ich nochmal gegen ein sauberes Becken, welches ebenfalls 25x15x15cm misst getauscht.
In diesem biete ich nun Leitungswasser in drei 70ml Tränken, Invertzucker in vier kleinen Näpfen und viele Futtertiere.
Die Anlage besteht nun aus diesem Futterbecken, sowie dem 30x30x60cm Nestbecken.
UPDATE 4 • Juni 2017
Heute gibt es einfach nur mal ein schickes Bild einer Arbeiterin.
Derzeit arbeite ich noch an der Verlängerung des Laufweges zum Futterbecken und an einem weiteren Nestbecken.
UPDATE 5 • Juni 2017
Die Laufwegspirale ist fertig.
Insgesamt sind es 13m Schlauch geworden. Sie steht zwischen Nest und Futterbecken. Nach nur etwa einer Minute waren sie durch die komplette Spirale durch gelaufen.
Das ganze bietet mir gleich vier Vorteile:
1. Mehr Platz für die Ameisen.
2. Sie rennen nicht mehr irre gegen den Ausbruchsschutz an.
3. Kein Totlaufen mehr.
4. Es ist schön anzusehen.
Eine Bauanleitung findet ihr im ↪DIY-Bereich.
UPDATE 6 • Juli 2017
Ein weiteres Nestbecken steht bereit.
Es handelt sich wie bei dem ersten Becken um ein Hochbecken mit den Maßen 30x30x60cm. Inklusive passendem Arenarahmen und Deckel. Damit sie darin ein Zweignest anlegen können steht eine große Korkröhre bereit.
Kaum angeschlossen, eroberten schon ein paar hundert Arbeiterinnen ihr neues Reich.
Nicht lange dauerte es, da fingen sie schon an Larven zu holen und erste Webarbeiten durchzuführen.
Kurze Zeit später waren schon die meisten Risse und Löcher der Korkröhre zugewebt.
UPDATE 7 • August 2017
Ich habe es geschafft die erste Zweigkolonie zu ziehen.
Diese hat drei Gynen, etwa 20 Arbeiterinnen und nicht wenig Brut. Sie geht an René Hiersigk von ↪MyAnts
Nun muss ich das nur noch öfter hinbekommen.
UPDATE 8 • September 2017
Heute gibt es nur etwas für die Augen.
Eine Gyne, welche sich ganz brav, ohne zu zappeln, ablichten lassen hat.
UPDATE 9 • Oktober 2017
Es gab nicht viel neues in letzter Zeit.
Sie verschlingen jeden Monat etwa 100ml Invertzucker und 250ml Wasser. Täglich werden auch etwa 10 adulte Schokoschaben aufgefressen. Die Kolonie wächst weiterhin und gelegentlich bekomme ich begattete Gynen. Leider zur Zeit etwas weniger, da sie wohl eine Pause machen.
Hier sieht man nun einen der vielen Schwarmflugversuche die fast jeden Tag stattfinden. Derzeit meist gegen 7 Uhr morgens.
UPDATE 10 • Dezember 2017
Wie wir ja alle wissen sind Polyrhachis dives (unechte) Weberameisen.
Daher gibt es nun mal ein Video in dem man sieht wie genau sie ihr Nest verweben. Wie Oecophylla nutzen sie die Seide ihrer Larven zum Weben, jedoch verweben sie keine Blätter, sondern Pflanzenfasern und ähnliche Materialien.
UPDATE 11 • Mai 2018
Die Kolonie macht sich weiterhin sehr gut. Derzeit ist aber etwas weniger los. Männchen (Bild) sind immer noch viele zu sehen, nur Junggynen eher selten. Mal sehen wann sie wieder richtig loslegen.
UPDATE 12 • September 2018
Auch mal hier der aktuelle Stand. Vor ein paar Monaten gab es eine Sterbewelle. Es sind etwa 2.000 Arbeiterinnen innerhalb von zwei Monaten verstorben. Dies ist allerdings schon mehrere Wochen her und seitdem ist die Kolonie wieder stabil.
Ich nehme an es war eine der ersten alten großen 'Generationen'. Sie nehmen weiterhin Wasser, Invertzucker und Schokoschaben in großen Mengen an.
Da nun weniger Platz gebraucht wird habe ich erstmal die Laufwegsspirale und das zweite Nestbecken abgeklemmt. Somit besteht deren Anlage aus dem Hauptnestbecken und dem Futterbecken.
UPDATE 13 • April 2019
Auch dieser Kolonie geht es nach wie vor gut. Die Kolonie wächst zwar derzeit nicht mehr, aber es werden genügend neue Arbeiterinnen produziert. Leider werden noch immer keine neuen Junggynen produziert.
Da ich wissen wollte wie es um die Kolonie bestellt ist habe ich ein neues Nest angeboten. Dazu habe ich das neue Nest etwas abseits gestellt und eine neue Korkröhre angeboten. Nach etwa zwei Wochen haben sie es als neues Nest angenommen und der Großteil der Kolonie ist umgezogen. Das alte Nest, welches noch immer gut besetzt war, habe ich geöffnet. Darin befanden sich noch über 55 Gynen, verteilt in mehreren 'Königinnenkammern' und immer mit Eiern in direkter Nähe. Natürlich wurden alle Gynen und Arbeiterinnen inkl. Brut, welche noch im alten Nest waren, umgesetzt.
UPDATE 14 • Juni 2019
Dieser Kolonie ging es bis zum Schluss sehr gut. Da ich doch recht viele Kolonien habe, gab ich diese nun an einen anderen Ameisenhalter ab. Dort entwickelt sie sich weiterhin prächtig.
Hier noch ein schmuckes Bild einer Arbeiterin die an einem Zuckerwassertropfen schlürft.
Damit endet mein Bericht zu Polyrhachis dives.